Eine Reportage von Mascha Plücker.

Foto „Der Yoga- Treff in Connewitz“ (Mascha Plücker)

Fünf paar Füße ragen in die Luft. Die dazugehörigen Arme drücken den eigenen Körper von der Erde weg. So, als würden sie ihm beweisen wollen, dass er überall sein kann, wenn er dem Himmel nur nahe genug kommt. Die Arme zittern. Der Himmel bleibt weit weg.

„Und jetzt die Kerzenpose halten: Zehn, Neun, Acht, “… zählt Sergi runter, „Sieben, Sechszehn“— „Nicht Sechszehn, Sechs!“ ruft Olena. Lachen erklingt und die fünf Fußpaare kehren zurück auf die Erde. Genauer gesagt, auf den Rasen eines Gartens in Connewitz. Die 18:00 Kirchenglocken läuteten hier eben die heutige Yoga- Stunde ein. Veranstaltet wird diese vom gemeinnützigen Verein „Eine Welt Leipzig“. Im Vereinshaus findet 1-2 Mal die Woche ein Yoga- Treff besonderer Art statt; Mit geflüchteten Personen aus der Ukraine. Dieser Treff ist eines von mehreren Angeboten des Vereins, um Geflüchteten eine Möglichkeit zu geben, sich in Deutschland einen Alltag zu gestalten und sich zu vernetzen. Sergi, der die Yoga- Treffs anleitet, ist Yogalehrer und musste nach Beginn des Ukrainekrieges aus seiner Heimat flüchten. Als er nach Deutschland kam, wurde er Mitglied bei „Eine Welt Leipzig e.V.“ und bietet nun wöchentliche Yoga- Stunden an. Diese sind beliebt: Olena, die seit einem Jahr in Leipzig lebt, erzählt, dass sie und ihre Gruppe von „Yoga- Fans“ eine Telegram- Gruppe eröffneten, um sich jede Woche hier mit Sergi zu verabreden. In der Gruppe sind mittlerweile 91 Mitglieder. Den Verein „Eine Welt Leipzig“ gibt es
schon seit 1990. Einer seiner Schwerpunkte ist fairer Handel. Es gibt 3 „Eine Welt“- Läden, die fair gehandelte Produkte verkaufen, außerdem leistet der Verein Aufklärungsarbeit zum Thema, beispielsweise in Schulen. Der zweite Schwerpunkt liegt in internationaler Zusammenarbeit. „Eine Welt Leipzig“ nimmt an Partnerprojekten zu internationalen Freiwilligendiensten teil, entsendet und empfängt Personen im Freiwilligenjahr im Ausland.

Durch diese Partnerprojekte besteht seit vielen Jahren auch eine Verbindung zu Osteuropa. Der Verein hat heute viele Freiwillige aus der Ukraine und Russland, die nach ihrem Freiwilligendienst in Deutschland blieben. Durch Freiwillige aus der Ukraine und Russland herrscht eine enge Verbindung zu Osteuropa

So auch Maria. Sie kommt ursprünglich aus Kiew und machte 2014 ein Freiwilligenjahr mit dem Verein. Dieses verlängerte sie nach Ablauf des Jahres und entschied sich schlussendlich, in Leipzig zu bleiben. Sie studierte an der HTWK und ist jetzt Sozialarbeiterin. In ihrer Freizeit ist sie im Vereinsvorstand und als Mentorin tätig. Sie sitzt im „Eine Welt Laden“ Café in der Connewitzer Wiedebach Passage. Vor ihr hallen Schritte durch die Passage. Menschen eilen aneinander vorbei, jeder möchte schnell zu seinem Ziel gelangen. Die Passage ist erfüllt von einem stetigen Summen;
Stimmen, die per Anruf ihre Verabredung wissen lassen, wann sie ankommen, Stimmen, welche sich über den Stau im Feierabendverkehr beschweren, Stimmen, die mit ihren Partner*innen besprechen, was
noch eingekauft werden muss. Maria scheint diese Menschen allerdings kaum wahrzunehmen. Das „Eine Welt Laden“ Café bildet eine kleine Nische am Rande der Passage. Eine Duftwolke von frisch- gemahlenem Kaffee umschließt es und rückt die eilenden Menschen in den Hintergrund. Maria spielt an ihrem Nasenpiercing herum und scheint in Gedanken genau dort zu sein, wo sie gerade sein möchte. Sie erzählt. „Als der Krieg anfing, war es einfach so ein Impuls, weil wir so viele Verknüpfungen in die Ukraine
haben. Als wir von alledem erfahren haben, haben wir verstanden, dass wir was machen müssen“.

Ihr Deutsch ist einwandfrei. Wenn sich nicht das ein oder andere gerollte „r“ oder hart betontes „ch“ in ihre Aussprache schleichen würde, käme man nicht darauf, dass sie nicht in Deutschland aufgewachsen ist. Sie nimmt einen tiefen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. Dann erzählt sie weiter. „In den ersten
Wochen, als die Leute gekommen sind, war von der Stadt nichts organisiert. Die Leute sind angekommen und da war einfach alles leer“.

„In den ersten Wochen war von der Stadt nichts organisiert. Die Leute sind angekommen und da war einfach alles leer.“

Laut Angaben der Stadt Leipzig kamen seit Beginn des Krieges ca. 12.000 Personen aus der Ukraine in Leipzig an, 10.000 sind geblieben. In einem Bericht der Stadtverwaltung wird aufgelistet, was die Stadt bisher für geflüchtete Personen angeboten hat: Einerseits seien durch den Stadtrat bisher 53,5 Millionen Euro für die Unterbringung und Versorgung von ukrainischen Schutzsuchenden zur Verfügung gestellt worden. Außerdem heißt es im Bericht, dass Hilfsgüter im Wert von 1,5 Millionen beschafft und nach Kiew
geliefert werden sollen, um beispielsweise die Wasser- und Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Vor Ort gibt es laut Stadtverwaltung verschiedene Angebote, zum Beispiel Hilfs- und Reisepunkte am Hauptbahnhof, Bereitstellung von Unterkünften und Vermittlung von Kita-, Schul-, Arbeitsplätzen und Sprachkursen, ein Digitales Informationsportal und verschiedene Anlaufstellen. Laut Maria mangelte es aber an schneller, unkomplizierter Hilfe. Also lag der Fokus des Vereins am Anfang auf humanitärer Hilfe: Es wurden Spenden gesammelt und Transporte organisiert. Außerdem initiierte der Verein Crowdfunding Projekte, um Pakete mit Bedarfsmitteln in die Ukraine zu schicken. Geflüchtete aus der Ukraine wurden außerdem in Freiwilligenhäusern des Vereins untergebracht und bekamen Informationen und finanzielle Unterstützung. Mit dieser „Ersten Hilfe“ sollte Geflüchteten ein sicheres Ankommen in Leipzig ermöglicht werden. Genauso wichtig wie das Ankommen ist allerdings das Weiterleben- sich einen Alltag, mit sozialem Umfeld aufzubauen. „Auf sowas ist man nie so richtig vorbereitet. Wie arbeitet man am besten mit solch betroffenen Leuten? Ich glaube was richtig wichtig war, ist, dass man auf jeden Fall nicht zu diesen Traumata zurückkehrt, sondern etwas anderes anbietetirgendwas, wo die Menschen sich auch besser fühlen und aktiv sein können, statt nur rumzusitzen und zu warten bis der Krieg vorbei ist“ sagt Maria. So wurden Sprachkurse von Freiwilligen angeboten, sowie andere Freizeitangebote. Zum Beispiel
kochen, picknicken, Lagerfeuer machen und Yoga.

Integration durch aktive Mitgestaltung

Allerdings stellte sich für den Verein nun die Frage, inwiefern sie auch Freizeitangebote speziell für Kinder und Jugendliche ermöglichen können. Seit 2015 gehen Freiwillige des Vereins in Flüchtlingsheime, wo sie mit Kindern spielen und Freizeitangebote bieten. Nun führen sie dies mit Freiwilligen, die ukrainisch sprechen, fort. „Wir versuchen, auch geflüchtete Personen aus der Ukraine mit einzubeziehen, da sie ja noch nicht so viele Kontakte hier haben. Und die meisten sind auch froh, etwas tun zu können“, sagt Maria. So wie zum Beispiel Olena, die meist beim Yoga- Treff dabei ist. Sie veranstaltet wöchentlich die
Kinderbetreuung in den Flüchtlingsheimen. Wie es dazu kam, berichtet sie im „Eine Welt Laden“ Cafe. Sie sitzt vor ihrer Tasse Kaffee und fährt sich während des Erzählens immer wieder durch die braun-rot gefärbten Haare. Ihre dünn gezupften Augenbrauen geben ihrem Gesicht im ersten Eindruck eine gewisse Strenge. Sobald Olena allerdings beginnt zu erzählen, strahlt sie Wärme und Herzlichkeit aus, trotz der Ernsthaftigkeit des Themas. Da Olena noch wenig Deutsch spricht, übersetzt Maria. „Am Anfang ging es
mir gar nicht darum, hier irgendwie aktiv zu werden, sondern ich wollte mich integrieren und schauen, wie hier das Leben so läuft, weil es für uns alle ein neuer Anfang war. Da war die Kommunikation mit anderen Leuten einfach am wichtigsten. Nicht alle, aber viele haben es verstanden, dass wir jetzt hier neu anfangen müssen. Weil viele keine Häuser oder Wohnmöglichkeiten mehr in der Ukraine haben, ist es schon klar, dass wir hierbleiben.“ Während ihrer Schilderungen bewegt sie immer wieder energisch den Kopf und lässt ihre Hängeohrringe so schnell hin und herschwingen. „Ich bin Pädagogin von Beruf und würde gerne meinen Abschluss hier bestätigen lassen. Das geht natürlich nicht so schnell, deshalb freue ich mich, hier
im Verein sein zu können, um mehr Erfahrungen zu sammeln, wie das Leben in Deutschland für uns jetzt funktioniert und mir einen Alltag aufzubauen. Als der Verein mich dann gefragt hat, ob ich ins Flüchtlingsheim gehen kann, um Kinderbetreuung zu veranstalten, habe ich mich sehr gefreut.“ Neben der Kinderbetreuung bietet der Verein außerdem einen Jugendtreff an, jeden Dienstag um 16 Uhr. Organisiert wird er von Maria. Wieder einmal in Connewitz. Es ist 15:50, in 10 Minuten geht es los. Der Jugendtreff findet im Gemeindehaus der St. Bonifatius Kirche statt, in der Prinz- Eugen Straße. Würde man nicht wissen, dass man sich in der Seitenstraße einer Großstadt befindet, würde es die Prinz- Eugen- Straße nicht verraten. Sie ist gesäumt von Fachwerkshäusern, deren Holzskelette sich sanft aneinanderschmiegen. Große Bäume machen ihnen den Hof und werfen ihre Schatten auf die Straße. So, als würden sie den Asphalt vor der stechenden Nachmittagssonne schützen wollen. Kinder düsen auf ihren Laufrädern vorbei, die kurzen Beine sorgen für schnellen Antrieb. Dicht gefolgt eilen Eltern den Laufrädern hinterher und versuchen keuchend, Schritt zu halten. Plötzlich biegt ein Motorrad um die
Kurve, ab steigt eine ebenso keuchende Maria. „Puh, ich bin spät dran, oder? Auf der Arbeit hat es heute länger gedauert. Na, dann mal fix rein ins Haus!“ Die Gemeinde der St. Bonifatius Kirche stellt dem Verein jeden Dienstag ihr Gemeindehaus für die Treffen zur Verfügung. Marie von der Gemeinde öffnet die Tür: „Schön, dass ihr da seid, hereinspaziert!“ Maria legt kurz ihre Sachen ab, dann geht es direkt in die Küche. Heute werden Kekse gebacken. Die letzten Wochen wurde gegrillt, Spiele gespielt und gemalt. Die
Küche ist hell und lichtdurchflutet- umso mehr, da sie pragmatisch- spärlich eingerichtet ist. Allerdings strahlt der Raum trotzdem eine gewisse Wärme aus. Vielleicht liegt dies an dem farbenfrohen grün- blau der Wände, vielleicht aber auch an Maria, die strahlend alle Backzutaten auf dem Tresen ausbreitet. „Ich hab meine Kollegin nach einem typisch- deutschem Rezept gefragt, das hier habe ich bekommen!“ Es ist ein Plätzchenrezept. Schon spazieren die ersten Jugendlichen in die Küche. Innerhalb weniger Minuten sind alle da. Heute sind es 12 Personen unterschiedlichen Alters; Die jüngste ist 6 Jahre alt, die älteste 14. Außer ihnen sind noch zwei weitere Freiwillige da: Sergi und Ana, ein junges Mädchen aus der Ukraine. Laut Maria variiert die Teilnehmerinnenanzahl stark manchmal kommen nur eine Handvoll, manchmal sind

es um die 20 Leute. Sie berichtet, dass viele Jugendlichen jede Woche kommen. Zum Beispiel die Familie Kovalenko* mit drei Mädchen, die heute da sind, so wie die älteste, Sofija, die schüchtern in der Ecke steht. Die meisten von ihnen können nur wenig Deutsch; So viel, um sich grundlegend zu verständigen, aber für eine Konversation reicht es noch nicht aus. In Leipzig ist der Verein „Eine Welt Leipzig“ aber bei weitem nicht der einzige gemeinnützige Verein, der Geflüchtete aus der Ukraine unterstützt. Es finden sich noch viele weitere Angebote. Zum Beispiel der Verein „Leipzig helps Ukraine“, der zum Beispiel aus einem Netzwerk aus Ehrenamtlichen besteht, die sich nach eigenen Angaben bemühen, „Angebote für ein selbstbestimmtes Leben in Leipzig“ zu schaffen. Die Telegramgruppe des Vereins soll als zentrale Anlaufstelle für Fragen, Soforthilfe und Vernetzung dienen. Laut Website des Vereins wird hier projektbasiert gearbeitet, um „schnell und unkompliziert helfen zu können“. Das bedeutet: Wenn Bedarfe auf Telegram geäußert werden, werde geprüft, ob dementsprechende Angebote in Leipzig bestehen. Dafür arbeitete der Verein eng mit innerstädtischen Vereinen, Initiativen und Privatpersonen zusammen. Falls diese Angebote noch nicht bestehen, konzipiere der Verein eigene Kurzprojekte. Der Verein „Mosaik Leipzig“ bietet laut eigener Website Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderinnen aus der Ukraine zu
alltäglichen Fragen. Das psychosoziale Zentrum des Vereins biete geflüchteten Personen verschiedene
Unterstützungsangebote wie Einzelberatung, Gruppenangebote und Familiensitzungen. Diese Angebote stünden sowohl Erwachsenen als auch Kindern und Familien offen.

Keiner muss, aber jeder kann: Spaß am kollektiven Miteinander

Nun geht es mit dem Backen los: Die Hände werden gewaschen und anschließend in die Mehltüten gesteckt, um das Puder auf die Arbeitsplatte rieseln zu lassen. Viele von den Jugendlichen stehen anfangs etwas abseits von Maria und den anderen Freiwilligen und betrachten das Geschehen aus dieser sicheren Distanz skeptisch. Nach und nach wagen sie sich aber etwas vor und schnell sind alle dabei, den Teig vorzubereiten. Zu zwölft wird nun alles besprochen; Welcher Messbecher am besten ist, wie lange die
Butter schmelzen muss. Hier scheint alles nach dem Motto zu laufen: Keiner muss, aber jeder kann. Beim Teigkneten wird die Stimmung ausgelassener: es werden viele Späße getrieben, Lachen hallt in der Küche
wider. Die Jugendlichen werden zunehmend lockerer und plaudern miteinander, als wären sie schon lange befreundet. Maria wuselt zwischen den Jugendlichen hin und her und witzelt viel. Dabei scheint sie für viele auch eine Bezugsperson zu sein; sie begibt sich immer mal wieder in Einzelgespräche, die
sehr vertraut erscheinen. Nach 15 Minuten finden sich auf den Tischen Plätzchenunterschiedlichster Farben und Formen. Die Jugendlichen sind umgeben von einem Meer an Sternen, Herzen, Monden und Blumen- ob pechschwarz, pink mit Streuseln, grün-gelb gestreift. Die Küche hat viel an Gestaltung
dazugewonnen. Während die Plätzchen im Ofen sind, bringt Marie von der Gemeinde noch eine Kiste mit Spielsachen in den Raum, die schnell Verwendung findet. In der einen Ecke hat sich die Jüngste ein paar bunte Tücher geschnappt und jongliert mit ihnen- oder besser gesagt: wirft sie wild in die Luft. So oder so, sie scheint leidenschaftlich bei der Sache zu sein. Marie macht auf der anderen Seite des Raumes vor,
wie man Plastikteller auf Holzstäben dreht. Der Großteil der Jugendgruppe unternimmt ziemlich erfolglose Versuche, es ihr gleichzutun. Nur Sofija* lehnt bemüht lässig am Tisch- in der rechten Hand hält sie den Stock, während der Plastikteller sich in rasantem Tempo dreht. Sie versucht, nicht allzu stolz auszusehen, während die anderen sie ehrfürchtig beobachten. Nur in den Momenten, in denen sie sicher ist, dass niemand guckt, kontrolliert sie kurz aus dem Augenwinkel, ob der Teller weiter brav sein Tänzchen treibt. Dann wird wieder die gekonnt- lässige Miene aufgesetzt.

Es geht darum, Menschen die Möglichkeit zu geben, für eine gewisse Zeit die Rolle des „Geflüchteten“ verlassen zu können

Es ist schön mitanzusehen, mit was für einer Leichtigkeit dieser Nachmittag verstreicht. Sie scheint nicht aufgezwungen, nicht so, als würde man eine Fassade errichten, hinter der negative Gefühle oder Traumata versteckt bleiben müssen. Sondern einfach, als hätte man sich überlegt, wie man sich mit einer Gruppe von Jugendlichen den Tag nett gestaltet. An diesem Nachmittag geht es einfach darum, lustige Kekse zu gestalten, oder darum, wer am besten den Teller drehen kann. Genau diesen Raum möchte der Verein
laut Maria geflüchteten Menschen bieten, jung und alt. Wie sie im Connewitzer Cafe erklärt, geht es darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben, zumindest für eine gewisse Zeit mal die Rolle des
„Geflüchteten“ verlassen zu können. Und einfach wie Sofija* mal nur eine talentierte Tellerdreherin zu sein.
Ein weiterer Verein, der Geflüchtete aus der Ukraine, insbesondere geflüchtete Frauen unterstützt, ist der Verein „Internationale Frauen Leipzig“. Er möchte ihnen nach eigenen Angaben mit Kulturellen
Veranstaltungen einen Ort bieten, an dem „Begegnungen und Dialoge von Frauen unterschiedlicher Kulturen und Herkunft gefördert“ werden soll. Dabei ginge es darum, das Verständnis für Denk- und
Lebensweisen anderer Kulturen zu fördern, insbesondere zwischen der deutschen und zugewanderten Bevölkerung. Veranstaltungen, die der Verein organisiert, seien beispielsweise Vorträge und Seminare,
Musikabende und Länderabende und Freizeitangebote, wie Frauentanzabende und Ausflüge. Der „Jugend- und Erziehungshilfeverbund“ unterstützt nach eigenen Angaben zugewanderte Menschen
im Alter von 15-18 in alltäglichen Situationen und bietet dabei Beratung. Diese Beratung betreffe alle Fragen des alltäglichen Lebens, wie Antragsstellung bei Behörden, die Anerkennung von Abschlüssen, barrierefreie Orientierung im neuen Umfeld, Job- und Wohnungssuche, Arzt/ Therapiebesuche und Kontaktaufbau zu weiterführenden Unterstützungsangeboten. Die Stadt Leipzig bemüht sich nach eigenen Angaben bestmöglich, das „zivile Engagement zu fördern“. Um die Arbeit, die die Vereine
leisten, zu würdigen, verlieh die Stadt Sonderauszeichnungen an „Eine Welt Leipzig e.V.“ und den Verein „Humanitäre Hilfe Leipzig e.V.“, die Sach- und Geldspenden in die Ukraine organisieren.
Zurück zu den „Yoga- Fans“ und Sergi. Es ist mittlerweile 19:30, sie sind am Ende der Stunde angelangt. Die vergangenen 90 Minuten wurde in Connewitz mit fließenden Bewegungen durch die Luft geschwommen, die Umgebung liebevoll abgetastet, die Welt von kopfüber gesehen und Sergi eingetrichtert, dass es „sechs“ und nicht „sechszehn“ heißt. Nun sitzen die fünf im Kreis. Das Einzige, was man hört, sind Autos, die vorbeifahren, gepaart mit einem elektronischen Summer, der Insekten fernhalten soll. Zusammen ergeben diese länge ein beruhigendes Brummen. Der Kreis fängt an, die Hände schnell aneinander zu reiben, um Energie zu erzeugen und presst diese schließlich auf die Augen. Von außen sehen sie aus wie Kinder, die verstecken spielen, allerdings mit dem Missverständnis, dass niemand den Job des Suchenden übernimmt. Das Versteckspiel wird beendet und zum Abschluss der Stunde 10 Minuten Chavassanah- oder wie Sergi freudig ruft: „Ausruhen!“- angeleitet. 10 Minuten flach
auf den Yoga-Matten im Gras. Tiefe Entspannung. Dann sind die „Yoga Fans“ fertig. Zur Verabschiedung werden die Hände vor der Brust aneinandergelegt. Es folgt eine Verneigung, die Gesichter kommen dem Connewitzer Rasen ganz nah. „Danke. Danke, dass ihr dabei wart“ sagt Sergi. „Bis nächste Woche.“

*Die Jugendlichen haben nicht ausdrücklich ihre Zustimmung erteilt, dass ihre Namen in der Reportage erwähnt werden. Um ihre Anonymität zu gewährleisten, wurden die Namen daher verändert.

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